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     Einst hieß der Ort „das Rosendorf“
     Zur Entstehung der Siedlung Eisenau  in Buchenland

           Von Dr. Claus Stephani

 (Der Aufsatz erschien zum erstenmal unter dem Titel „’Werk-Colonie Eisenau’. Zur Entstehung der Siedlung Prisaca Dornei im Buchenland“ in der deutschen Tageszeitung „Neuer Weg“, Bukarest, 30. Jg., Nr. 9163, 2.11.1978, S. 6. Er wurde vom Verfasser für die Web-Seite neubearbeitet.)

 Veröffentlicht mit Genehmigung des Autors im World-Wide Web
durch die Bukovina Society of the Americas, 26. September 2002.


     Nachdem im Jahr 1783 Maurer und Zimmerleute aus siebenbürgischen k.u.k.-Regimentern in Jakobeny  (Iacobeni), im Tal der Goldenen Bistritz, einen Hochofen und somit das „Manz’sche Eisenwerk“ – den ersten Betrieb dieser Art im südlichen Buchenland – errichtet hatten, rief man deutsche Facharbeiter und Bergleute ins Land. Diese kamen hauptsächlich aus der Zips (slow. Spiss), einem Gebiet das damals zu Oberungarn gehörte und heute in der Slowakei liegt.

     Die Vorfahren dieser Einwanderer waren im Verlauf der deutschen Ostsiedelung von ungarischen Königen seit Ende des 13. Jhs. in Mitteldeutschland, Bayern und in anderen Gebieten angeworben und im östlichen Vorland der Hohen Tatra angesiedelt worden. Es handelte sich dabei vorwiegend um Handwerker, Bergleute und Bauern, die in ihrer neuen Heimat, der Zips,  24 Städte und zahlreiche Dörfer gründeten.

     Gegen Ende des 18. Jhs. bis zur Jahrhundertwende entstanden dann im südlichen Buchenland eine Reihe weiterer Industrieanlagen – in Solka (Solca), Karlsberg (Gura Putnei), Fürstenthal (Voivodeasa), Luisental (Fundu Moldovei) u.a., wo hauptsächlich deutsche Arbeiter beschäftigt waren.

     Ebenfalls Karl Manz Ritter von Mariensee ließ dann 1807 am Moldaufluß bei Wama (Vama)  einen „Eisenhammer“ errichten, wonach sich hier, auf der Waldwiese Hurgisch, Facharbeiter aus der Unterzips, dem Gründler Land (damals Ungarn, heute Slowakei) ansiedeleten und die „Colonie auf der Hurgisch-Wiese“ gründeten.

     Ein Jahr später schon, 1808, entstand ein Kilometer weiter, in östlicher Richtung, „an unserem weißen Flüßchen Moldau“, die „Werk-Colonie Eisenau“, aus der sich dann die spätere Gemeinde Eisenau (rum. Prisaca Dornei) entwickelte; um 1810 wurden in Eisenau 38 Zipser Sachsen (Männer, Frauen und Kinder) „amtlich registriert“.

     Als 1880 die Bahnlinie durch das untere Moldautal (Valea Moldovei), zwischen Jakobeny und Wama-Kimpolung (Vama-Câmpulung Moldovenesc) gebaut wurde,  kamen auch italienische Arbeiter – hauptsächlich aus Südtirol – ins Buchenland. Es waren die Vorfahren der damals schon deutschsprachigen Familien Borduzzo, Giacomelli, Battista, Katani, Stefanelli u.a., die sich, nach Beendigung der Streckenarbeiten in Eisenau niederließen.

     Unter den Eisenauer Zipsern gab es einst zahlreiche begabte und bekannte Steinmetzmeister, denn die meisten kunstvollen Steinmetzarbeiten (Denkmäler, Tore, Grabsteine u.a.) in Radautz (Radauti), Sereth am Sereth (Siret), Suczawa (Suceava), Jassy (Iasi), Botoschan (Botosani) usw. sind bis etwa 1940 von Zipser Meistern ausgeführt worden. Die berühmtesten von ihnen hießen – und da gab es ganze „Künstler-Dynastien“ –: Oberländer, Dürner, Schmegner, Hendl, Petri, Gärtner und Battista. Ebenfalls weit über die Grenzen ihrer sübukowinischen Heimat bekannt waren die Steinmetzmeister Adolf Nowak, Ambrosius Katani, Adolf Gotsch, Albin Borduzzo, Ferdinand Awram und Johann Spiske; die Meister Nowak, Spiske und Katani haben z.B. auch das bekannte Reiterstandbild des Fürsten Stefans des Großen in Suczawa ausgeführt, das auch heute noch in der Stadt steht.

     Obwohl schon bald nach der Gründung von Eisenau Schulunterricht in deutscher Sprache erteilt wurde, begann man erst um 1902, auf Anregung von Franz Neuhauser, „ein modernes Schulsystem einzurichten“. Um den Unterricht in deutscher Sprache haben sich dann im 20. Jh. besonders die Lehrer Heinrich Frambach, Robert Ziehaus, Joseph Sachelan, Johann Hawelka und Wilhelm Hehn große Verdienste erworben.

     Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Eisenauer Zipser im Laufe der Zeit – und das ist für die deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen des Buchenlandes kennzeichnend – zahlreiche „Zug’raste“ assimiliert haben, und das waren nicht nur die italienischen Einwanderer, sondern auch solche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. aus Galizien oder aus anderen Gegenden der großen Habsburger Monarchie kamen.

     Bei einigen später, d.h. in den Jahrzehnten nach der Gründung von Eisenau   zugewanderten Familien sind die Herkunftsgebiete, aufgrund von Eintragungen in den Kirchenmatrikeln, bekannt. Sie stammen aus dem nördlichen Buchenland, der Nordbukowina (so die Familien Dutschak, auch: Duczak, Lukeniuk, Neumohr, Skrikuljak, Ruszczinjak, Ruschak), aus Galizien (Hochauser, Frambach, Ripsky), aus Schwaben (Oberländer), aus Böhmen (Hawelka, Materna, Zehatschek, Tomaschek, Bartsch), aus Südtirol (Samowilla, Depine). Zuwanderungen gab esdann zwischendurch auch wieder aus der Zips, so die nach 1850 angesiedelten Familien Hennl, Wagner, Müller, Brandauer u.a.

     Die alteingesessenen Zipser Familien, deren Vorfahren um 1808 Eisenau gegründet hatten,  hießen Köhler, Christophori, Geitz, Koller, Gundl (auch: Gundel), Keil, Gärtner, Tomaschek, Göllner (auch: Gellner bzw. Gelner), Knoblauch, Theiss, Wagner, Kuchar, Nowak, Petri, Schmegner, Schneider, Dürner, Hönig, Krispinsky, Gotsch, Lerch, Spitzschuh (später in rumänisierter Schreibweise: Spiciu), Müller, Sawetzky, Loy, Awram, Brandauer, Wojkowsky, Steinbach, Jung, Selitzky, Luka, Kretschmader und Adam.

     Bei einigen deutschen Familiennamen Eisenaus konnten, um 1970, während der von mir durchgeführten Feldforschungen, die Herkunftsorte nicht mehr ermittelt werden: Mitsch (auch: Micz), Laufensweiler, Lasarowitsch (auch: Lasarowicz), Mitschka (auch: Miczka); sie stammen, so die mündliche Überlieferung, aus der Gegend von Suczawa. Hier sollte auch die jüdische Familie Goldhagen erwähnt werden, die hier einst in guter Nachbarschaft mit den Deutschen gelebt hat.

     Eisenau – in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jhs. ein beliebter Kurort mit über 2000 deutschen und 5 jüdischen Einwohnern – andere Ethnien gab es bis zur Umsiedlung, 1940, in diesem Ort nicht – nannte man einst auch „das Rosendorf“, wegen der vielen Rosen, die vor den Häusern, entlang der „Reichsstraße“, wie die Hauptstraße hieß, blühten. Als der „Manz’sche Eisenhammer“ noch im 19. Jh. den Betrieb einstellen mußte, verdienten die Zipser Männer im neuerrichteten Sägewerk, als Waldarbeiter, Handwerker und Steinmetzmeister ihr Brot.

     Heute ist Prisaca Dornei (Eisenau) ein rumänisches Dorf. An die deutschen Einwohner erinnern noch eine kleine Kirche, in der Nähe der Stelle, wo einst der „Eisenhammer“ gestanden hat, die Bauweise einiger alter Häuser und die verbliebenen Grabsteine am deutschen Friedhof.

        

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