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Die ersten deutschen Erbzinslerfamilien in der Bukowina /

Schwäbische Kolonisten in der Bukowina 1787-1937

 

Hans Dreßler, “Wie hießen die ersten deutschen  ‘Erbzinslerfamilien in der Bucovina’ und woher kamen sie.” 150 Jahre schwäbische Kolonisten in der Bucovina 1787-1937, 25. und 26. September 1937.
Reprinted from Deutsche Zeitungsgenossenschaft (Czernowitz). Stuttgart: Raimund Friedrich Kaindl Gesellschaft e.V., 1987): 7-11.

 

Veröffentlicht im World-Wide-Web
durch die Bukovina Society of the Americas,  18 Juni 2006

 


 

 

Im Herbste 1787 war es, da mehrere süddeutsche Familien, im Osten des damaligen Österreichs allgemein “Schwaben” genannt, aus Galizien, wohin sie 1784 und 1785 als Kolonisten gekommen waren, dort aber nicht untergebracht werden konnten: zur “Bestiftung” in die damals stark entvölkerte Bucovina geschickt wurden. Die vielen Enttäuschungen und großen Entbehrungen, die diese Kolonisten durch mehrere Jahre des Herumziehens in Galizien erlebt und erlitten hatten, hörten leider auch nach ihrer Ankunft in der Bucovina nicht gleich auf. Sie mußten bis zum Sommer 1788 vorübergehend in anderen Gemeinden und fremden Häusern wohnen und mußten sich viel schinden und plagen, bis sie endlich zu Haus- und Bodenbesitz und damals zu etwas Ruhe gekommen waren. 1938 werden es daher 150 Jahre werden, seitdem 7, der durch Nachkommen oben genannter “Schwaben” heute erhaltene Kolonien ihrem tatsächlichen Anfang genommen hatten. Für die 8. “schwäbische Gemeinde,” für Tereblestie, werden sich die 150 Jahre des Bestandes erst 1941 erfüllen. Sicherlich werden zur gegebenen Zeit die “schwäbischen” Gemeinden in der Bucovina, die Tage vor 150 Jahren gebührend würdigen und werden die Gegenwärtigen vor allen derjenigen dankbar gedenkt müssen, die vor mehr als 150 Jahren mit Vieh und Kindern zum Wanderstabe griffen, um, wie sie hofften und glaubten, sich und ihren Nachkommen ein menschenwürdiges Los zu schaffen und anderen als Lehrmeister zu dienen,

 

Wenn als Einleitung zu den nächstjährigen Gedenktagen, darauf bezughabende Feiern schon im laufenden Jahre begonnen haben, so wird es sicher angebracht sein, die auf Grund der vorhandenen Quellen und Belege ermittelten Namen der Familienväter der “ersten schwäbischen Erbzinsler in der Bucovina” und ihre Herkunftsorte, so weit solche festzustellen möglich war, einer breiteren Öffentlichkeit auch schon jetzt mitzuteilen. Ich folge dabei dem von mir richtiggestellten “Namensverzeichnis der deutschen Erbzinsler” von Wickenhauser. Angeben, die in der einer oder anderen Urkunde vorkommen, mir aber nicht zweifellos eindeutig erscheinen konnten, sind die jedem Familiennamen in Klammern angeführt worden.

 

Und nun kommt die Aufzählung der “ersten deutschen Erbzinsler” unter jeder Kolonie, nebst Angabe der Zeit, wann die betreffenden bestiftet wurden.

 

1. In Arbora von 1788-1790: Würth Adam von Jettenbach, B. A. Kusel in der Pfalz; Neu Wilhelm aus Siegelbach, B. A. Kaiserslautern in der Pfalz,  mit welchem auch ein Johann Jakob Schlosser gekommen war, über den wir aber weiter nichts näheres erfahren; Nehr Lorenz mit unbekanntem Herkunftsort, Schlotter Michael, Zimmermann aus Siegelbach, B. A. Kaiserslautern in der Pfalz; Burkhard Peter aus Morbach, B. A. Kaiserslautern in der Pfalz; Leib Johann Jakob, Tischler (aus Setrin im Birkenfeldschen). Derselbe wurde am 20. November 1789 wieder abgestiftet und an seine Stelle kam Mathes Christian, über den aber Näheres nicht erforscht werden konnte und als letzten in Arbora Wagner Lorenz, Schultheis, aus Fürstenhausen im Kreis Saarbrücken.

 

2. In Badeutz-Milleschoutz im Jahre 1788: Haas Adam, über welchen nichts Näheres bekannt ist; Rohrmann Johann aus Guntersblum, Kreis Oppenheim. Derselbe wurde im Mai 1790 abgestiftet und an seine Stelle kam Glas Andreas, über welchen jedoch nähere Angaben fehlen; Becher Jakob aus Guntersblum, Kreis Oppenheim; Streßle Johann Georg aus Damm, Kreis Jüterbog-Luckenwalde; Haas Johann aus Medard bei Lauterecken; Walter Filipp aus Holbornerhof, B. A. Kaiserslautern; Hamann Johann Filipp aus Karbach, Kreis St. Goar; Meyer David aus Bad Münster, Kreis Kreuznach, welcher im Mai 1790 abgestiftet wurde und an dessen Stelle als letzter für Badeutz Klaß Friedrich, über den die “Übertragungsliste” aber nichts erzählt, kam.

 

3. In Fratautz von 1788-1790: Bömer Adam aus Somborn, Kreis Gelnhausen; Daub (Taub) Jakob aus Mariental, B. A. Rockenhausen; Borger Daniel (von Eschnitt im Asingischen); Rein Theobald aus Losheim, Kreis Merzing; Kurz Konrad ausVölklingen, Kreis Saarbrücken; Enich (Ennich) Heinrich aus Ilbesheim, B. A. Kirchheimbolanden; Rothmacher (Rathmacher) Balthasar aus Dalsheim, Kreis Worms; Schneeberger Johann aus Simmern unter Dhaun, Kreis Kreuznach; Brucker (Broder) Johann aus Lindenschied, Kreis Berncastel; Kühle Daniel (aus Lembach im Baden-Durlachischen); Schäffer Johann (aus Gründelbach, Oberamt Maulbron, Württemberg); Reh Johann Jakob, Zimmermann (aus Eisheim in Württemberg); Fritz Filipp Christian, Maurer, (aus Waldggrüfel im Asingischen); Kissinger Valentin (aus Steinbach im Nassauischen); Wagner Johann Georg (aus Oberzweil im Nassau-Saarbrückischen) und als letzter in Fratautz Ganthner Johann, Maurer, (aus Oberisingen in Württemberg).

 

4. In Neu-Itzkany im Jahre 1788: Germann (Gehmann) Wilhelm aus Rinzenberg, Fürstentum Birkenfeld; Engel Johann Nikolaus, Geschworener, aus Rinzenberg, Fürstentum Birkenfeld, Rau (Nau) Georg aus Zeilhard, Kreis Dieburg; Rau Wilhelm, Tischler, aus Zeilhard, Kreis Dieburg; Hodel (Hotel) Michael aus Obermehlingen, B. A. Kaiserslautern; Arend Michael aus Schwarzenbach, Provinz Birkenfeld; Seitz (Weiz) Heinrich aus Warbaden in der Pfalz) und als letzter in Itzkany im Jahre 1788: Hermann Peter aus Heidersheim, B. A. Frankental.

 

5. In Illischestie im Jahre 1788: Haupt Ludwig aus Reipoltskirchen, B. A. Kusel; Brenner Karl aus Rinzenberg, Kreis Birkenfeld; Bock Peter (aus Lehnberg oder Lemberg im Nassau-Weilburgischen); Haßl Nikolaus (aus Baaden oder Batten im Besitze eines Reichsritters); Hunker Josias (aus Faringen in Württemberg); Zachmann Friedrich aus Kieselbrom bei Pforzheim; Welker Daniel aus St. Johann-Saarbrücken; Kerth Anna Barbara aus Waldgrehweiler, B. A. Rockenhausen, Pelz Filipp Kaspar aus Hahn, Kreis Untertaunus; Theilmann Michael, Geschworner, (aus Warnberg oder Wurmberg in Württemberg); Friedge (Friedche) Friedrich mit unbekanntem Herkunftsort; an dessen Stelle am 9. August 1788 Irion  (Irrian) Johann kam, von welchem der Herkunftsort auch noch nicht hergestellt werden konnte und als letzter in Illischestie: Klemens Christian, Zimmermann, aus Weiler, Amt Pforzheim.

 

6. In St. Onufry im Jahre 1788: Fuchs Nikolaus (aus Zabez bei Aschaffenberg im Kurmainzischen); Weber Heinrich aus Kerbelsdorf im Fuldauischen); Daub Christian aus Alstens, B. A. Rockenhausen; Daub Johann aus Ob.-Sulzmannshaus, Dreis Dieburg; Fuchs Friedrich (aus Grün-Morschein im Kurmainzischen); Schmidt Johann (aus Guntersheim [Kundersbein] in der Pfalz); Kohler Paul, Zimmermann, (aus Dütingen in Württemberg) und Schmidt Martin aus Ellwangen in Württemberg, an dessen Stelle aber im Jahre 1789 Gruber Mathias aus Haag, Kreis Bernkastel, kam.

 

7. In Satulmare im Jahre 1788: Schmidt Peter erscheint ohne Angabe des Herkunftsortes; Mang Heinrich (aus Linden in der Herrschaft Landstuhl); Staudt Johann und Nunweiler Adam sind beide ohne Herkunftsorte angeführt; Schmidt Christof (aus Mühlheim an der Ais); Weber Karl und Hubich (Hubig) Sebastian, beide ohne Angabe des Herkunftsortes und als letzter in Satulmare: Schneider Ludwig, Maurer (aus dem Oberamte Tubing in Württemberg).

 

8. In Tereblestie im Jahr 1791: Deutscher Martin, Schulz, (aus Nirod im Baden-Durlachischen); Dörr Bernhard (aus Zimmersheim in Württemberg); Schrey Sebastian (aus Okrisin im Baden-Durlachischen); Sauer Christian aus Rinzenberg, Kreis Birkenfeld; Scherle Konrad (aus Zillhausen, Oberamt Baldingen in Württemberg); Pfeifer Karl aus Rinzenberg, Kreis Birkenfeld und Weber Peter, Zimmerman, aus Herborn Kreis Birkenfeld an der Nahe.

 

Außer den bis nun genannten Familienhäuptern im Jahre 1799 in Neu-Itzkany noch die beiden Söhne des Christian Kornelsen, der aus Holstein stammte, als Erbzinsler angesiedelt und waren am 10. November 1788 in der Bucovina noch folgende “nichtbestiftete” deutsche Einwandererfamilien vorhanden: Bender Johann, (Zimmermann (aus Aspach [Aasbach] im Salmischen), der aber schon am 21. November 1788 nach Lemberg in Galizien wieder zurückreiste; Bischof Georg aus Duchroth (Rauchroth), B. A. Rockenhausen in der Pfalz; Gessert Johann Rudolf aus Angstein, B. A. Dürkheim; Kinling (Killing) Christian aus Standenbühl, B. A. Kirchheimbolanden; Uhl Margaretha aus Mariental, B. A. Rockenhausen; Ambrosius Johann (aus Heiningen im Nassauischen); Rudolf Josef Filipp (aus Niederhausen, Kreis Untertaunus) und Dronecker Gottfried mit unbekanntem Herkunftsorte. Derselbe wanderte 1789 zurück nach Galizien, und zwar nach Grodek bei Lemberg.

 

Um das Bild der Einwanderer von 1787-1790 vollständig erscheinen zu lassen, muß schließlich noch angeführt werden, daß mit Konrad Scherle ein gewisser Ringwald Christian; mit Daniel Welker auch Kinder eines ”Leib” und zwei Kinder seiner Tochter; mit Josias Hunker dessen beide Stiefsöhne Kipper; mit Johann Daub ein Schwesterkind; mit Johann Jakob Reh ein Anton Schreiner; mit Johan Brucker der “Vater Hermann”; mit Konrad Kurz auch sein ”Schwieger Ludwig Hubig” und mit Daniel Borger auch dessen 44 Jahre alte Schwester Anna Margaret in die Bucovina ankamen.

 

Die in vorliegender Arbeit angeführten Familienhäupter und ihre Angehörigen, waren jene “schwäbischen” Kulturpioniere, die 1787 in die Bucovina geschickt wurden, um diesem Teile der Moldau zu dienen. Sie und ihre Nachkommen taten, was heute jeder Rechtdenkende zugeben muß, mehr als man von ihnen erwartet hatte, obwohl auch von ihnen, von den Alten, gesagt werden muß: “Die Ersten litten große Not; die meisten Zweiten holte ein früher Tod und erst die Dritten fanden Brot.”  Illischestie, im September 1937.

 

 

 

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